Rapsfeld

Hermannsweg, Etappe 5: Von Borgholzhausen nach Steinhagen

Heute morgen in der Apotheke von Borgholzhausen. Ich will meinen Blasenpflaster-Vorrat auffüllen. Neben mir ein alter Mann mit AOK-Chopper. Der kriegt mit, was mein Begehr ist und frotzelt: „Der Mann wandert, da kriegt man doch keine Blasen!“ Mein Blick streift kurz sein Gefährt, ich schlucke den bitterbösen Spruch runter und entgegne nur kühl, ich bräuchte dann wohl mal ein Paar neue Schuhe.

Und das stimmt wohl auch. Denn inzwischen gehört es zur unschönen Begleiterscheinung meiner Touren, dass ich mir die Haxen wund laufe. Dabei müssten diese Schuhe doch nun wirklich eingelaufen sein. Viele hunderte Kilometer haben die schon hinter sich, haben isländischen und kanarischen Boden geküsst, Furchen durch den Tiefschnee gezogen. Auch heute haben sie mich wieder treu 23 Kilometer getragen. Ich traue mich kaum, es zu schreiben, weil ich nicht weiß, was mich dann in den kommenden drei Tagen erwartet, aber ich fürchte, vor der nächsten Tour muss mal neues Schuhwerk ran. Für sowas wie den Hermannsweg braucht man ja nun auch wirklich keine steigeisenfeste Meindl. Eigentlich.

Ravensberger Burg
Die Ravensberger Burg, liebevoll restauriert
Ganze sieben Kilometer dauerte es heute, bis ich handfesten Waldboden unter den Füßen hatte. Vorher nur Asphalt und Forstwege. Nett anzuschauen war die Landschaft trotzdem. Unter anderem lag die Ravensberger Burg auf der Strecke. Klein aber fein, sehr liebevoll restauriert.

Blick von der Kaiser-Friedrich-Hütte Richtung Porta Westfalica
Blick von der Kaiser-Friedrich-Hütte Richtung Porta Westfalica
Gegen Ende wurde der Weg richtig lauschig. Im letzten Drittel bot sich ein toller Ausblick von der Kaiser-Friedrich-Hütte. Hier trampelt sich das Volk am Wochenende wahrscheinlich tot. Allzu nah ist die nächste Gastronomie …
Wanderweg, gesäumt von Eichen
Wandern unter’m Eichen-Tunnel
Wer ist Peter? Diese Frage hat mich fast den ganzen Tag beschäftigt. Die inflationär auftauchenden Wegweiser „Peter auf’m Berge“ machten mich neugierig. Wer hockt da auf dem Hügel? Kenne ich den Peter gar?

Wegweiser mit verschiedenen Richtungsanzeigen
Wer ist Peter?
Die Antwort bekam ich dann kurz vor Ende der Tour. Und sie war schnöde: „Peter auf’m Berge“ ist ein Ausflugslokal mit angeschlossenem Hotel. Beliebt offenbar. Großer Parkplatz. Hätte ich doch mal hier genächtigt. Dann hätte ich mir den letzten furchtbaren Kilometer des Tages sparen können. Steile und enge Landstraße. Seitenstreifen? Fehlanzeige! Und dann Feierabendverkehr. Na prima. Aber was hilft’s, Augen auf und durch.

Entgegen meiner Gewohnheit musste ich mich für den Stress auf den letzten Metern dann direkt bei meiner Ankunft mit einem Weizen entschädigen. Normalerweise warte ich bis zum Abendessen. Aber die Terasse war so verlockend. Und das Zeug soll ja isotonisch wirken. Der Kellner trug einen schwarzen Anzug und Fliege. Wie aus einer anderen Zeit. Aber damit passte er zu dem Hotel, das seine besten Zeiten hinter sich hat. Ist aber sauber und hat Charme. So oder so: Ich werde bestimmt wieder bombig schlafen.

volle Distanz: 23.28 km
Maximale Höhe: 311 m
Minimale Höhe: 114 m
Gesamtanstieg: 793 m
Gesamtabstieg: -802 m

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