Heute morgen in der Apotheke von Borgholzhausen. Ich will meinen Blasenpflaster-Vorrat auffüllen. Neben mir ein alter Mann mit AOK-Chopper. Der kriegt mit, was mein Begehr ist und frotzelt: „Der Mann wandert, da kriegt man doch keine Blasen!“ Mein Blick streift kurz sein Gefährt, ich schlucke den bitterbösen Spruch runter und entgegne nur kühl, ich bräuchte dann wohl mal ein Paar neue Schuhe.
Und das stimmt wohl auch. Denn inzwischen gehört es zur unschönen Begleiterscheinung meiner Touren, dass ich mir die Haxen wund laufe. Dabei müssten diese Schuhe doch nun wirklich eingelaufen sein. Viele hunderte Kilometer haben die schon hinter sich, haben isländischen und kanarischen Boden geküsst, Furchen durch den Tiefschnee gezogen. Auch heute haben sie mich wieder treu 23 Kilometer getragen. Ich traue mich kaum, es zu schreiben, weil ich nicht weiß, was mich dann in den kommenden drei Tagen erwartet, aber ich fürchte, vor der nächsten Tour muss mal neues Schuhwerk ran. Für sowas wie den Hermannsweg braucht man ja nun auch wirklich keine steigeisenfeste Meindl. Eigentlich.
Entgegen meiner Gewohnheit musste ich mich für den Stress auf den letzten Metern dann direkt bei meiner Ankunft mit einem Weizen entschädigen. Normalerweise warte ich bis zum Abendessen. Aber die Terasse war so verlockend. Und das Zeug soll ja isotonisch wirken. Der Kellner trug einen schwarzen Anzug und Fliege. Wie aus einer anderen Zeit. Aber damit passte er zu dem Hotel, das seine besten Zeiten hinter sich hat. Ist aber sauber und hat Charme. So oder so: Ich werde bestimmt wieder bombig schlafen.
Maximale Höhe: 311 m
Minimale Höhe: 114 m
Gesamtanstieg: 793 m
Gesamtabstieg: -802 m